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HNV-Indikator

Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert in Sachsen

In der Agrarlandlandschaft sind naturnahe Landschaftselemente sowie extensiv genutzte Flächen von herausragender Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Daher ist auf die Erhaltung und Ausweitung dieser Bereiche besonders zu achten. Der HNV-Indikator zeigt, wie sich Umfang und Qualität dieser aus Sicht des Naturschutzes wertvollen Flächen im Kontext landwirtschaftlicher Nutzungen darstellen und verändern. Die Buchstaben HNV stehen dabei für High Nature Value, also hoher Naturwert.

Durch die systematische und langfristige Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert können Auswirkungen von grundlegenden Änderungen der Nutzung und Struktur der Landschaft (z. B. als Folge der Intensivierung) und damit auch der Agrarpolitik in Hinblick auf die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft aufgezeigt werden.

Der HNV Farmland-Indikator ist im Rahmen der europäischen Förderpolitik (ELER) ein Pflicht-Baseline-Indikator zur Evaluierung der Entwicklungsprogramme Ländlicher Raum und muss von allen Bundesländern gegenüber der EU berichtet werden. Der Indikator wurde auch in den Indikatorensatz der Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) aufgenommen. Er ist zudem ein Indikator für die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesrepublik Deutschland, wobei im zugehörigen ersten Indikatorenbericht aus dem Jahr 2009 ein Zielwert von 19% im Jahr 2015 angegeben ist.

Konkret bilanziert der Indikator den Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert an der gesamten Landwirtschaftsfläche. Als Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert gelten extensiv genutzte, artenreiche Nutz- und Lebensraumflächen (Grünland-, Acker-, Obst-, Reb- und Brachflächen oder sonstige Lebensräume des Offenlandes) sowie strukturreiche Landschaftselemente (z. B. Baumreihen, Hecken, Saumstrukturen oder Kleingewässer) soweit sie zur landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft gehören. Diese werden als HNV-Typen voneinander abgegrenzt.

Erhebung und Bewertung erfolgen repräsentativ nach einer bundesweit abgestimmten, standardisierten Methode anhand von Qualitätskriterien und/oder Kennarten. In Sachsen gab es 2009 eine vollständige Erstkartierung, danach von 2011 bis 2017 alle 2 Jahre eine Kartierung auf jeweils der Hälfte der Stichprobenflächen. Seit 2018 erfolgt die Kartierung in Sachsen jährlich auf einem Viertel der Stichprobenflächen. Entsprechend wird alle 4 Jahre ein vollständiger Erhebungsdurchgang abgeschlossen. Für die Berichterstattung wird der Indikatorwert seit 2010 alle 2 Jahre als gleitender Mittelwert aktualisiert, wobei dieser seit 2013 jeweils die Teilerhebungen der letzten 4 Jahre umfasst.

Bei der Einstufung werden insgesamt 5 Wertstufen unterschieden. Nur die Wertstufen 1 (äußerst hoher Naturwert), II (sehr hoher Naturwert) und III (mäßig hoher Naturwert) werden als HNV-Farmland gewertet. Dabei ist insbesondere der Arten- und Strukturreichtum der Wertstufe III im Vergleich zu den Wertstufen II und I als begrenzt einzustufen. Die Wertstufen V (sehr geringer Naturwert) und IV (geringer Naturwert) werden nicht als HNV-Farmland gewertet.

Der Anteil der Flächen mit hohem Naturwert an der Landwirtschaftsfläche lag bereits im Jahr 2009 für Sachsen mit ca. 12% unter dem für Deutschland insgesamt für das Jahr 2015 ausgegebenen Zielwert von 19%. Von 2009 bis 2013 ist er nochmals signifikant um ca. 30% zurückgegangen auf unter 9%. Von den Rückgängen am stärksten betroffen sind dabei die HNV-Wertstufe III „Flächen mit mäßig hohem Naturwert“ bzw. die HNV-Flächentypen „Ackerflächen“ und „Brachflächen“. Seitdem deutet sich wieder ein leichter Aufwärtstrend an, allerdings auf weiterhin niedrigem Niveau. Der aktuelle Wert für das Jahr 2019 ist mit 9,6% immer noch weit vom oben dargestellten Zielwert für Deutschland entfernt. Entsprechend sind auch weiterhin und in nochmals verstärktem Umfang entsprechende Anstrengungen sowie (agrar-)‌politische Weichenstellungen nötig.

Weitere Informationen im Agrarstatus

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