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Wildnisgebiete

Wildnis wird in verschiedenen Gegenden unterschiedlich definiert. In Deutschland gilt die Definition, die sich auf die Nationale Biodiversitätsstrategie (NBS) der Bundesregierung bezieht:

Definition: Wildnisgebiete im Sinne der NBS sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten.

Als »ausreichend groß« werden Flächen von mindestens 1.000 ha angesehen. Für von Natur aus kleinflächige oder schmale Gebiete wie Auwälder und Moore liegt die Mindestgröße bei ca. 500 ha.

Kein Kriterium ist dagegen die Naturnähe der Flächen. Weil natürliche Prozesse in Wildnisgebieten ergebnisoffen sind, gibt es auch keinen frühen und keinen Endzustand von Wildnis, keine guten oder schlechten Naturprozesse. Der Weg ist das Ziel.

Künftiges Wildnisgebiet Königsbrücker Heide (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, D. Synatzschke)

Künftiges Wildnisgebiet Königsbrücker Heide (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, D. Synatzschke)

Wichtigstes Wildnisgebiet in Sachsen ist das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide, das bei einer Gesamtgröße von ca. 7.036 ha eine Naturentwicklungszone von 5.611 ha (Stand 1.2.2023) besitzt, in der keine Nutzung stattfindet und Jagdruhe herrscht. Der ehemalige Truppenübungsplatz wird heute von Biber und Hirsch »gestaltet«, auch ein Wolfsrudel lebt hier. Der Landesentwicklungsplan Sachsen (2013) sieht vor: »Das NSG Königsbrücker Heide ist als großräumiges Wildnis-Entwicklungsgebiet zu einem international anerkannten Schutzgebiet und sein Umfeld als Naturerlebnisgebiet zu ent­wickeln.« (Z 4.1.1.10). Am 23.08.2023 wurde die Königsbrücker Heide das erste international anerkannte Wildnis­gebiet in Deutschland (IUCN-Kategorie Ib »wilderness area«). Damit steht es auf einer Stufe mit europaweit renommierten Wildnisgebieten wie Dürrenstein-Lassingtal (Österreich) und dem Schweizeri­schen Nationalpark.

Das Motto »Natur Natur sein lassen« gilt aber auch für die Naturzone im Nationalpark Sächsische Schweiz, die über 7.000 ha (Stand 2021) ungenutzten Wald umfasst. Außerdem ragt ein Stück der vom Natur­schutzverband BUND Sachsen-Anhalt initiierten Goitzsche-Wildnis nach Sachsen herein (ca. 300 ha).

Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (BMU 2007),
Beschluss der Bundesregierung vom 7.11.2007:

B 1.3.1 Wildnisgebiete: »Unsere Vision für die Zukunft ist: In Deutschland gibt es wieder faszinierende Wildnisgebiete (z. B. in Nationalparken), in denen Entwicklungsprozesse natürlich und ungestört ablaufen.«
Ziel: »Bis zum Jahre 2020 kann sich die Natur auf mindestens 2 % der Landesfläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Bei einem Großteil der Wildnisgebiete handelt es sich um großflächige Gebiete. Das Thema Wildnis spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der Umweltbildung.«

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